Funktion und Sehtechnik


Aufbau der Netzhaut * Dunkeladaption * Indirektes Sehen * Feldstecher/Teleskop

 

Aufbau der Netzhaut

Die Netzhaut unserer Augen verfügt über zwei unterschiedliche Arten von Sinneszellen oder Rezeptoren:

  • Zapfen (für das Tagsehen) und
  • Stäbchen (Für das Nachtsehen).

Bei heller Umgebung sind die Zapfen aktiv. Sie sind zwar nicht sehr empfindlich, können aber Farben erkennen. Geht man aus einem beleuchteten Zimmer des nachts hinaus ins Freie, schalten sich die Zapfen nach und nach ab und die Stäbchen werden aktiv. Die letztgenannten sind für das Nachtsehen zuständig und sehr empfindlich auch für schwache Lichtreize. Der Nachteil: Farben können sie nicht wahrnehmen. Daher der bekannte Spruch: "Nachts sind alle Katzen grau".

 

Anpassung an die Dunkelheit (Adaption)

Es dauert eine Weile (bis zu 45 Minuten), bis die Stäbchen ihre höchstmögliche Empfindlichkeit erreicht haben. Man spricht bei diesem Prozeß auch von "Dunkeladaption". Man erkennt im Laufe dieser Zeitspanne immer schwächere Sterne.

Nach erfolgter Adaption kann es endlich losgehen mit der Himmelsbeobachtung. Zum Beleuchten der Sternkarte verwendet man eine schwache, rotgefilterte Taschenlampe, die nur so hell sein sollte, daß man lesen kann. Rotlicht blendet das dunkelangepaßte Auge fast nicht. Auf keinen Fall weißes Licht verwenden, sonst muß man wieder neu adaptieren. Auch in der Umgebung sollte es keine direkten Lichtquellen, wie z.B. Straßenlaternen, geben.

 

Das Auge im Querschnitt

           

Indirektes Sehen

Visiert man ein Himmelsobjekt direkt an, fällt sein Licht auf die Mitte der Netzhaut, die sog. Netzhautgrube. In diesem Bereich sind jedoch nur Zapfen vorhanden. Das lichtschwache Himmelsobjekt ist zwar zu sehen, aber oft nur sehr schwach. Weiter außen auf der Netzhaut sind auch Stäbchen vertreten.

Dies macht sich der Himmelsbeobachter zu Nutze und wendet die Technik des "indirekten Sehens" an. Er visiert das Objekt nicht direkt an, sondern schaut etwas daran vorbei. Das Licht fällt nun auf den Außenbereich der Netzhaut, der ja mehr Stäbchen enthält. Ergebnis: Das Objekt ist besser zu erkennen.

Man sollte bei der visuellen Beobachtung von Deep-Sky Objekten immer prüfen, ob das indirekte Sehen Gewinn bringt. Zielsetzung: Mit direktem und indirektem Sehen versuchen, möglichst viel Detail wahrzunehmen.

 

Warum sind im Feldstecher oder Teleskop mehr Sterne zu sehen?

Die Öffnung unserer Augen, die sog. Pupille, erreicht einen maximalen Durchmesser von etwa 7 mm. Dieser Wert gilt für junge Menschen. Er nimmt im Laufe des Älterwerdens (leider) immer mehr ab. Die Pupille wirkt wie eine Blende: Bei hellem Licht schließt sie sich und bei völliger Dunkelheit öffnet sie sich maximal, um möglichst viel Licht auf die Netzhaut gelangen zu lassen.

Nimmt man nun ein optisches Gerät zu Hilfe, z.B. einen Feldstecher, sieht man plötzlich mehr Sterne und erkennt mehr Details. Warum? Die Öffnung des Instruments entspricht dem Durchmesser der Objektivlinsen, z.B. 50 mm. Diese Fläche ist ja um ein vielfaches größer als der Durchmesser unserer Pupille.

Das Objektiv kann somit weitaus mehr Licht sammeln und "preßt" dieses wie durch einen Trichter (im übertragenen Sinn) durch die Pupille auf die Netzhaut. Die Netzhaut erhält einen viel stärkeren Lichtreiz als ohne Instrument. Fazit: Man kann mehr erkennen. Je größer die Öffnung des Instruments, desto schwächere Objekte können erkannt werden.