Faszinierende Schweifsterne
Was macht Kometen so interessant? * Was sind Kometen? * Meine Beobachtungen
Was macht Kometen so interessant?
Kometen übten schon immer eine besondere Faszination auf die Menschen aus. Früher wurden sie in aller Regel als Unheilsverkünder angesehen. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn Kometen erscheinen meist unerwartet und manchmal sogar mit Schweifen, die den halben Himmel überziehen. 1996 und 1997 konnten wir alle Zeugen solch himmlischer Spektakel werden, als die Kometen Hyakutake und Hale-Bopp hell und mit schönen Schweifen, die einfach mit bloßen Auge zu sehen waren, am Himmel standen.
Im heutigen Zeitalter der wissenschaftlichen Forschung haben die Kometen glücklicherweise ihren unheilvollen Charakter verloren. Sternfreunde werden jedoch immer wieder in ihren Bann gezogen, denn es gibt kaum etwas Aufregenderes, als neuentdeckte Kometen einmal selbst zu beobachten und deren Bahn zu verfolgen.
Kometenkerne bestehen zu 90% aus gefrorenen Gasen und zu 10% aus Meteoritenstaub. Sie werden auch als "schmutzige Schneebälle" bezeichnet. Ihr Durchmesser liegt etwa zwischen 1 und 100 Kilometern. Sie bewegen sich in unserem Sonnensystem auf Ellipsenbahnen um die Sonne. Ihre sonnenfernsten Bahnpunkte befinden sich meist weit außerhalb der Plutobahn.
Gelangt ein Komet in die Nähe der Sonne, verflüchtigen sich die Gase und bilden eine den Kern umgebende Wolke, auch Koma genannt. Bei weiterer Annäherung drückt der Sonnenwind (Teilchenstrahlung) Moleküle aus der Koma heraus und der Schweif entsteht.Somit sind Kometenschweife immer von der Sonne weggerichtet.
Bei jedem Sonnenumlauf verliert ein Komet an Masse, bis er sich vollständig auflöst. Entlang der Bahn verteilen sich seine Staubpartikel, die, wenn sie in die Erdatmosphäre eintreten, für das Phänomen der Sternschnuppen (Meteore) sorgen.
Von mir beobachtete Kometen in den letzten Jahren
Linear/252P * Lovejoy C/2014 Q2 * Lovejoy C/2013 R1 * Panstarrs * Garradd * Hartley * Lulin * Holmes * Schwassmann-Wachmann 3 * Machholz * Neat * Ikeya-Zhang * Linear * Hale-Bopp * Hyakutake
Komet 252P/LINEAR am 9. April 2016 (Foto: Norbert Mrozek, Volkssternwarte Hagen)
Der Komet 252P/LINEAR wanderte im Frühling 2016 durch den nördlichen Teil des Schlangenträgers. Im 10x50-Fernglas zeigte er sich uns am 11. April 2016 gegen 04:15 Uhr MESZ als relativ auffälliger, großer und runder Lichtfleck von gleichmässiger Helligkeit ohne Kondensation und weitere Strukturen. Er stand direkt links (östlich) von einem Sternendreieck, welches etwas größer war als der Komet. Ein Schweif war nicht zu sehen. Mit dem blossen Auge war der Komet nicht sichtbar.
Komet Lovejoy (C/2014 Q2), aufgenommen am 17.01.2015 von Hans-Friedrich Trögeler, www.astrobin.com
Komet Lovejoy (C/2014 Q2) stand im Januar und Februar 2015 hoch am frühabendlichen Sternenhimmel. Er erreichte die 4. Größe und war somit ein leichtes Fernglasobjekt.
Am Abend des 10. Januar 2015 gegen 21:20 Uhr MEZ haben wir ihn von der Sternwarte Hagen aus mit einem 10x50-Fernglas beobachtet. Zwischen zwei Wetterfronten tat sich der Himmel freundlicherweise auf. Wir haben ihn im Fernglas als auffällig helles, ovales Lichtbällchen 4. Größe im Sternbild Stier bewundern können. Ein Schweif war leider nicht zu erkennen. Auch mit bloßem Auge war der Komet nicht auszumachen. Der Himmel war recht dunstig und dementsprechend aufgehellt.
Am 17. Januar 2015 gegen 19 Uhr MEZ haben wir Lovejoy erneut gesehen. Im 10x50-Fernglas zeigte sich neben der auffälligen Koma dieses Mal auch ein schwacher Schweifansatz. Mit dem bloßen Auge war er leider wieder nicht zu sehen. Er stand an diesem Abend nur ca. 8 Grad westlich vom offenen Sternhaufen der Pleiaden im Sternbild Stier entfernt.
Auch am 4. Februar 2015 um 19:40 Uhr MEZ haben wir ihn unter die Lupe genommen. Er stand an diesem Abend weniger als 1 Grad vom Stern Gamma Andromeda (Alamak) entfernt. Der Komet war immer noch erstaunlich hell und dadurch leicht im 10x50 Fernglas zu erspähen. Die Koma erschien jedoch deutlich kleiner als beim letzten Mal. Bei indirektem Sehen zeigte sich schwach, aber deutlich ein knapp 1 Grad langer Schweifansatz. Mit freiem Auge war Lovejoy erneut nicht zu erkennen.
Komet Lovejoy am 4. Dezember 2013, aufgenommen auf den Kanaren (Foto: Björn Gludau, www.astrobin.com)
Am Morgen des 11. November 2013 habe ich Lovejoy zum ersten Mal im 10X50 Feldstecher gesehen. Gegen 4:40 MEZ zeigte er sich als sehr auffälliges, rundliches Lichtbällchen mit hellerem Innenbereich im Kopf des Löwen. Ein Schweif war nicht zu sehen. Auch mit blossen Auge keine Chance.
Am frühen Morgen des 4., 5. und 6. Dezember 2013 habe ich ihn dann von den Kanaren aus wieder beobachten können. Um ca. 6 Uhr Ortszeit konnte man ihn im 10X50 Fernglas mit einem hübschen, etwa 4 Grad langen Schweif bewundern.
Komet Panstarrs C/2011 L4 am Morgen des 15. April 2013 (Foto: Norbert Mrozek, Volkssternwarte Hagen)
Dieser Komet war etwa ab dem 10. März 2013 kurz nach Sonnenuntergang tief am westlichen Himmel zu beobachten. So konnten wir ihn am 14. März 2013 ab 19:30 Uhr in einem 10X50 Feldstecher sehen, nachdem wir längere Zeit den Westhimmel erfolglos abgescannt hatten. Er zeigte eine helle Koma und einen schönen, kurzen Schweif. Ab ca. 19:40 Uhr war es dann dunkel genug, um ihn mit dem blossen Auge zu erkennen. Mann musste allerdings schon genau wissen, wo er stand. Freisichtig zeigte er sich als schwacher Lichtfleck ohne Schweif.
Am 25. März 2013 haben wir ihn dann erneut zu Gesicht bekommen. Ab kurz vor 20 Uhr war es dunkel genug, um ihn zwischen reichlich Cirrusbewölkung schwach, aber mit deutlichem Schweif im 10X50 Feldstecher zu sehen. Mit blossem Auge war er diesmal nicht zu erkennen. Neben der dünnen Bewölkung störte auch der volle Mond mit seinem Lichtschein die Beobachtung.
Komet Garradd, aufgenommen am 1. September 2011. Er befand sich jetzt bei dem Offenen Sternhaufen mit dem treffenden Namen "Kleiderbügel" (Foto: Norbert Mrozek, Volkssternwarte Hagen)
Komet Garradd war zwischen Sommer 2011 und Frühjahr 2012 gut zu beobachten und ein leichtes Feldstecherobjekt. Ab Februar 2012 wurde er sogar zirkumpolar und damit die ganze Nacht hindurch sichtbar.
Komet 103P/Hartley bei den offenen Sternhaufen h und chi im Perseus, aufgenommen am 8. Oktober 2010 (Foto: Norbert Mrozek, Volkssternwarte Hagen)
Dieser Komet erreichte Ende Oktober / Anfang November 2010 seine grösste Helligkeit war im Feldstecher gut zu erkennen. An ganz dunklen, abgelegenen Beobachtungsorten wurde er sogar mit dem blossen Auge erkannt. Wir konnten ihn am Abend des 3. Oktober 2010 im 80 mm Refraktor bei 19-facher Vergrösserung lediglich als relativ schwachen Lichtfleck im Sternbild Kassiopeia beobachten. Am 8. Oktober 2010 stand er in unmittelbarer Nähe des Doppelsternhaufens h/chi im Sternbild Perseus. Beobachtet wurde wieder mit einem 80 mm Refraktor bei 19-facher Vergrösserung. Hartley zeigte sich an diesem Abend als sehr grosser, aber relativ schwacher Lichtfleck in ca. einem Grad Abstand zum Doppelsternhaufen. Es war ein sehr schöner Anblick. Gute Dunkeladaption war für diese Beobachtung extrem wichtig.
Komet Lulin am Morgen des 24.02.2009 (Foto: Norbert Mrozek, Volkssternwarte Hagen)
Von Ende Januar bis etwa Mitte März 2009 war der Komet Lulin, der bereits im Juli 2007 von chinesischen und taiwanesischen Astronomen entdeckt wurde, gut zu beobachten. Benötigt wurde dazu nur ein Fernglas. So konnten wir ihn z.B. am frühen Morgen des 31. Januar im 10X50-Glas als auffälligen, runden Lichtfleck gut sehen.
Von Anfang Februar bis Anfang März wanderte er durch die Sternbilder Waage (Libra), Jungfrau (Virgo), Löwe (Leo) und Krebs (Cancer). Dabei zog er an vielen auffälligen, weil hellen, Sternen vorbei und war dementsprechend einfach zu finden.
Das ideale Beobachtungsfenster für Lulin war die zweite Februarhälfte 2009, da dann der Mond nicht störte. Seine maximale Helligkeit, die er am 24. Februar (zu Neumond!) in seiner erdnächsten Position erreichte, lag um die 5. Größenklasse und blieb damit etwas hinter den Erwartungen zurück.
Komet Holmes, aufgenommen am 28.11.2007 von Norbert Mrozek, Volkssternwarte Hagen. Der helle Stern links vom Kometen ist Mirfak oder Alpha Perseus. Oben rechts erkennt man den Doppel-Sternhaufen h/chi und unten links den rötlichen California-Nebel.
Nach seinem gewaltigen Helligkeitsausbruch Ende Oktober 2007 konnte man diesen faszinierenden Kometen im Januar 2008 leicht mit dem Fernglas, aber auch mit dem blossen Auge verfolgen. Er wanderte durch das Sternbild Perseus, welches an Frühwinter-Abenden hoch am Himmel, und somit in bester Position, steht.
Am Abend des 6. Januar 2008 z.B. stand Holmes zusammen mit dem Stern Algol und dem offenen Sternhaufen M34 im Gesichtsfeld meines 10X50 Feldstechers (Durchmesser 7,5 Grad), und zwar etwas oberhalb der Mitte zwischen den beiden. Auch mit blossem Auge war Holmes sichtbar. Man musste aber genau wissen, wo er steht und indirektes Sehen anwenden. Dann zeigte er sich ganz schwach, aber deutlich als sehr grosses Nebelwölkchen. Die Grenzgrösse im Zenit betrug ca. 5,5 mag.
Komet "73P Schwassmann-Wachmann 3"
Dieser interessante, in mehrere Fragmente zerbrochene Komet konnte mehrfach beobachtet werden. Am Abend des 27. April 2006 zeigte sich das hellste Fragment "C" dieses Kometen im 10X50 Feldstecher als schwaches, aber deutlich sichtbares, leicht elongiertes Nebelwölkchen (Grenzgröße: ca. 5 mag).
Am Morgen des 3. Mai 2006 nach Monduntergang war Fragment "C" im 15X80 Feldstecher mit einer hellen, länglichen Koma und einem kurzen, aber deutlichen Schweif zu sehen. Innerhalb einer Stunde war die Eigenbewegung des Kometen relativ zu den Hintergrundsternen gut zu erkennen. Fragment "B" war etwas schwächer als "C", aber ebenfalls mit einem kurzen Schweif zu erkennen. Von der Gesamtform her sahen beide Komponeneten sehr ähnlich aus (Grenzgröße: ca. 5,5 mag).
Komet Machholz am 9. Januar 2005 bei den Pleiaden (Foto: Norbert Mrozek, Volkssternwarte Hagen)
In der Zeit vom 6. bis 15. Januar 2005 konnten wir den Kometen Machholz mehrfach beobachten. Nach kurzer Adaption mit dem bloßen Auge war er als schwacher, aber deutlicher, konzentrierter Lichtfleck sichtbar. Im 10X50 Feldstecher war er sehr hell (geschätzt: heller 4m0). Ovale Form. Sternförmiger Kern, eingebettet in hellen False Nucleus, umgeben von etwas schwächerer Koma. Erst im 15X80 Feldstecher konnte man einen sehr schwachen Schweif von knapp 2 Grad Länge erahnen. Besonders interessant waren die Beobachtungen am 7. und 8. Januar 2005. An diesen Tagen stand der Komet Machholz unmittelbar neben dem offenen Sternhaufen der Pleiaden.
Komet Neat C/2001 Q4 am Abend des 15. Mai 2004 neben dem Offenen Sternhaufen Praesepe im Sternbild Krebs. (Foto: Norbert Mrozek, Volkssternwarte Hagen)
In der Woche vom 15. bis 22. Mai 2004 war die Koma dieses Kometen unter dunklem Himmel mit dem bloßen Auge sichtbar. Im 10X50 Feldstecher zeigte er einen knapp 4 Grad langen, schmalen Schweif. Am Abend des 15. Mai 2004 stand er unmittelbar nebem dem Sternhaufen Praesepe (Messier 44) im Sternbild Krebs und bot somit einen faszinierenden Anblick im Feldstecher.
Komet Ikeya-Zhang Mitte März 2002 (Foto: Norbert Mrozek, Volkssternwarte Hagen)
Von März bis Mai 2002 konnten wir diesen Kometen mehrfach beobachten. Anfang April zeigte er im 10X50 Feldstecher einen schönen, leicht strukturierten Schweif von knapp 4 Grad Länge und eine helle Koma, die trotz aufgehelltem Horizont blickweise als schwacher "Stern" mit dem bloßen Auge zu sehen war. Von befreundeten Sternguckern war zu hören, daß unter wirklich dunklem Himmel auch ein kleines Stück Schweif mit dem bloßen Auge zu erkennen war!
Der Komet "C/1999 S4 Linear", oder kurz: "Linear S4", war im Juli 2000 im Feldstecher sichtbar. Zum Zeitpunkt seiner größten Helligkeit konnten wir ihn im 10X50 Feldstecher gut erkennen. Er hatte eine Helligkeit von etwa 6m5 und zeigte auch einen kurzen, breit aufgefächerten Schweif. Mit blossem Auge war er allerdings nicht zu sehen. Die Helligkeitsprognose wurde somit leider nicht bestätigt. Dennoch war es sehr schön, mal wieder einen "hellen" Kometen beobachten zu können. Selbst das Wetter spielte mit!
Komet Hale-Bopp am 7. April 1997 (Foto: Dirk Panczyk)
Der Komet Hale-Bopp hat uns zwischen Ostern und Ende April 1997 eine tolle Show am Sternenhimmel geboten: Eine helle, gut sichtbare Koma und ein bereits mit dem bloßen Auge sichtbarer Staubschweif. Unter richtig dunklem Himmel auf dem Land konnte man sogar zusätzlich noch einen Gasschweif erkennen.
Komet Hyakutake am 25. März 1996 (Foto: Dirk Panczyk)
Hyakutake war der erste helle Komet, den ich beobachtet habe. Er war nur ein paar Tage zu sehen, bot in dieser kurzen Zeit jedoch einen faszinierenden Anblick. So habe ich ihn u.a. am Abend des 25. März 1996 gegen Mitternacht von meiner Terasse aus mit blossem Auge im Zenit beobachtet. Der Schweif war dabei mit einer Länge von ca. 30 Grad mit dem blossen Auge zu sehen. Das war wirklich beeindruckend.